Trainingsläufe
03.10.2011 Trainingsläufe
Trainingsläufe sind eine ganz feine Sache. Sie sind ähnlich aufgebaut wie Prüfungen. Ein Suchteam (Hund, Hundeführer und Helfer) verfolgt eine ausgelegte Spur ohne Hilfe des Wissers. Im Gegensatz zu Prüfungen verfügen Trainingsläufe allerdings über ein „Sicherungsnetz", was so viel heißt, dass der Wisser im Notfall die „Reißleine" ziehen wird, sobald das Team deutlich abdriftet und ein erfolgreicher Abschluss der Suche damit unmöglich scheint. „Reißleine" hört sich hart an, ist auch so, denn das, was die Teams dann hören wird, ist „Leute, wir sind weg vom Fenster", „Friede seiner/ihrer Seele" oder Ähnliches. Vorne am Suchteam erklingen dann nicht ganz so salonfähige Ausrufe wie „Sch..." oder „Ka..." (kommt aufs Selbe drauf aus). „Verfluchter Mist" ist dagegen noch harmlos ;o) Das Team bespricht sich dann und geht nach eigenem Ermessen zum vermuteten Fehlabbieger zurück und nimmt die Suche dort wieder auf - oder eben auch nicht, weil es dort genau genommen vielleicht auch schon „weg" war. Die Teams kommen dabei ganz gut ins Schwitzen und die Läufe sind unglaublich lehrreich. Dabei hat man aber die Gewissheit, dass der Ausbildungsverlauf nicht gefährdet wird, was wiederum sehr beruhigend ist (auch für den Ausbilder!)
Trainingsläufe gibt es in 2 verschiedenen Varianten.
- Strecke ohne eingebaute Schwierigkeiten (direkt von A nach B)
- Strecke mit eingebauten Schwierigkeiten (Pool, überkreuzte Spur, Back-Track usw)
Jeder Hundeführer kann frei wählen, was er laufen möchte und das Eine schließt das Andere nicht aus.
„Ohne Schwierigkeiten", das ist ja einfach, wird so manch einer nun sicher denken. Die örtlichen Begebenheiten (aus meiner Sicht „Verlockungen") können eine Suchspur aber durchaus schwierig genug werden lassen.
Ein Beispiel:
Das war Wunschdenken des Teams. Ich schicke doch einen Hund mit minderen Jagdpotential nicht in den Park! Wo bleibt denn da der Reiz?! Ne, Hannah musste zum Bahnhof, denn da liegen jede Menge Essensreste auf dem Fußboden und das ist Hannahs Schwäche.
Wahrscheinlich ist dieses Team aber auch nur im ruhigen Park gelandet, weil sie innerlich ganz furchtbar schnell nur wieder vom Marktplatz runter und weg wollten. Ja, der Eutiner Marktplatz ist wirklich sehr schwierig. Besonders an diesem Tag, da war er ziemlich extrem schwierig ;o)
Der Tjure wäre am Liebsten auch gleich wieder gegangen - egal wohin ;o) Sein Blick zurück spricht Bände.
Aber eine „Flucht" wird abgewürgt also durch da. Immerhin war die Situation so deutlich, dass der Fehler sicher gefunden wurde.
Und wenn man erstmal im Gewühle drin ist, dann geht's ja meistens.
An den möglichen Ausgängen muss das Team natürlich aufpassen - „Fluchtgefahr".
Oder eben doch positiv, wie hier durch den engen Insidergang, der auch noch fast von einem Motorrad versperrt wurde. Das weiß das Team aber erst, wenn es entweder ankommt oder ein Kommentar wie „Dabei hatten wir ihn/sie so gerne" durch die Funke kommt.
Und wenn das Team Pech hat, dann kommen da auch noch persönliche Abneigungen zu. Barny mag Motorradoutfit eigentlich gar nicht, ist ihm suspekt.
Fremde Hunde müssten für ihn auch nicht unbedingt an der Spur stehen.
Aber wir sind hier nur fast bei „Wünsch Dir was". Alle Teams flogen mal von der Spur (was hier auch eine Leichtigkeit war) aber alle Teams zogen trotzdem noch erfolgreich durch.
Echt supi Leistung :o) Auch wenn es doch so simpel „ohne" Schwierigkeiten war ;o)
Trainingsläufe „mit eingebauten Schwierigkeiten" brauchen eigentlich keine Hilfe von Statisten oder nebenbei stattfindenden Veranstaltungen. Denn „mit Schwierigkeiten" heißt bei uns wirklich „mit Schwierigkeiten". Da gibt es fast keinen Weg, Abbieger oder Kreuzung in der keine Verleitung eingebaut ist. Die spurlegende Person kommt sich gelinde gesagt immer „bescheuert" vor, denn insgeheim fürchten sich alle dabei beobachtet zu werden. „Spring bitte mal ein bisschen unter dem Vordach rum", „Flitz hier doch bitte 3 x um den Brunnen", „Renn in dieser Kreuzung mal im Kreis" und „Geh weiter bis ich Stopp sage, spring bisschen rum, schüttel Deine Jacke aus und komm zurück zu mir. Das Selbe machst Du dann in den anderen 3 Kreuzungsausgängen" sind die häufigsten Anweisungen. Manchmal werde ich dann von Passanten gefragt, ob er/sie eigentlich weiß wo er/sie hin will. Meine Hundeführer und Läufer werden das hier ja nicht lesen und Euch kann ich's verraten, ich sag dann immer „Die müssen ja auch mal Ausgang haben, ich bin der Betreuer und noch hab ich alles im Griff" ;o))
Das Suchteam kommt beim Ausarbeiten solcher Spuren natürlich auch ins Schwitzen. Selten wegen dem Tempo, denn die Hunde arbeiten hoch konzentriert und kommen dementsprechend langsam vorwärts. Die Suchteams kommen geistig ins Schwitzen, verstehen oft nicht, warum ihr Partner Hund immerzu überall rein guckt oder sogar rein läuft, um dann doch wieder umzudrehen und die Gegenrichtung einzuschlagen. Die Hunde gucken auf Vordächer und in Brunnen und manchmal auch ratlos ihren Hundeführer an. Das fühlt sich oftmals eierig und „falsch" an und für die Hundeführer ist die Entscheidung „liegt hier eine Schwierigkeit" oder „sind wir ab vom Trail" sehr schwer zu treffen.
Bei Julchen konnte man das sehr schön sehen, denn sie arbeitet sehr gewissenhaft, weil sie so feinnasig ist.
Erst mit Schwung nach rechts und dann bleibt sie doch stehen (da lag ein Back-Track drin - Läufer lief in die Straße und kam auch wieder auf demselben Weg raus)
Oder hier, Jule kam von links, kommt aber wieder zum Stehen...
...dreht um und läuft nach links zurück (Hundeführer fragt sich gerade, ob der Partner noch weiß, was er da eigentlich macht)
Jule ist dann noch wieder zurückgekommen, hat die Hauptstraße überprüft, um dann doch wieder zurück nach links zu gehen. Christine kommen schon fast Fragezeichen aus dem Kopf, was macht ihre Jule denn da bloß?
Sie läuft genau unsere ausgelegte Spur ab, wir waren hier überall drin und sind auch immer wieder umgedreht. Jule ist zu gewissenhaft um die große Anzahl von Geruchspartikeln, die dort überall von der Zielperson verstreut wurden, einfach liegen zu lassen. Jule will alles kontrollieren, bevor sie sich entscheidet.
Tobias zieht beeindruckend vom Start weg los. Für Christiane als Hundeführer eine sichere Sache. Bis Tobias sich gleich darauf umentscheidet und ihr wieder entgegen kommt. Er hatte den Back-Track erkannt.
Die ganzen Schleifen bis zum Bauernmarkt hat Tobias noch gut bekommen, voller Elan zieht er rauf
und dann wird's richtig schwer. Auch für den Hundeführer, denn Tobias scheint unsicher - oder liegt hier was rein gebastelt?
Fehlersuche - zurück zum Punkt, an dem Tobias noch sicher schien
Tobias will nun quer durch die Standreihen die Richtung wechseln. Für den Hundeführer immer schwierig. Quer wechseln geht nicht, den Hund will man aber auch nicht zu stark ausbremsen.
Die vom Hundeführer vorgeschlagene Umleitung bringt nichts, denn hier hat Tobias nichts mehr - er steht. Also andere Umleitung wählen, Tobias wollte quer durch also müssen sie da irgendwie hin, nur eben nicht quer durch.
Treffer! Tobias nimmt wieder Fahrt auf, der Ausgang ist gefunden.
Barny war auch nett. Treppe rauf...
... und wieder runter. Jups, so sind wir auch gelaufen. Barny ist ebenfalls sehr gewissenhaft.
Das Kaufhaus hatte noch 4 Minuten auf, als das Suchteams hier ankam. Barny brauchte nur 2 Minuten um da durch zu kommen :o)
Auf dem Marktplatz bat Barny dann um eine Pause, die hatte er sich auch verdient.
Barny beendet seine Pausen eigentlich immer selbsttätig. Plötzlich läuft er wieder weiter. Den Zeitpunkt entscheidet er. Feine Sache, dann muss der Hundeführer nicht raten, wann es weiter gehen kann.
Erna mit ganz tiefer Nase. Das macht sie nur, wenn sie in die Feinarbeit geht. Wenn da so ein Durcheinander liegt, dann klebt Erna am Boden.
Krisensitzung während der Fahrt. Was hat Erna wo gezeigt, wohin gehen wir zurück oder lieber doch weiter? Ein guter Helfer ist hier Gold wert.
Kaytou guckt deutlich nach rechts. Muss er da rein oder liegt da was drin?
Nach so vielen Schleifen in der Spur wird Kaytou auch sehr gewissenhaft. Lieber genau hin riechen, notfalls wieder umdrehen
Hier sind fast alle Spurleger rein gelaufen...
...und wieder raus
zwischendurch mal nach dem Weg fragen ;o)
und dann die Rathaustreppe rauf und wieder runter
Ja, das gab ganz gut qualmende Köpfe. Es war toll zu sehen, wie die Teams sich ergänzten. Hund nur machen lassen und genau hin gucken. Vielleicht mal auf Verdacht eine Hilfe anbieten und gucken was der Hund draus macht. Sehr spannend und unglaublich lehrreich!
Und Kaytou, vielleicht liest Deine Jessie Dir das ja mal vor: Der Steinmann hat doch geholfen
Guck mal ;o)