Es wird Winter

Also meine Jahreszeit ist das ja nicht. Ständig ist man am Frieren, die Finger teilweise so kalt, dass man seinen Hund nicht von der Halsung ins Geschirr schnallen kann. Mit dicken Handschuhen dauert das Verstauen und Herauskramen der nötigen Utensilien gefühlte Ewigkeiten und ehrlich gesagt bin ich der festen Überzeugung, dass einige Handgriffe mit dicken Handschuhen absolut nicht möglich sind. Handschuhe gegebenenfalls aus und wieder anziehen? Auch keine ideale Lösung. Behältst Du sie in der Hand, stören sie immens. Legst Du sie „kurz" weg, findest Du sie nicht wieder, zumindest einer bleibt in der Regel bis zum Ende des Trainings im Verborgenen „woanders". In die Jackentasche stecken? Dann entleerst Du beim Herausholen wenigstens Deinen kompletten Tascheninhalt auf die Straße, weil alles was drin ist garantiert mit dem Handschuh heraus befördert wird.

Wenn da mal jemand eine Lösung für mich hätte, bitte schleunigst her damit.

Aber der Winter hat ja auch seine Vorzüge, kaum zu glauben aber wahr. Durch die scheinbar dauerhafte Dunkelheit ist es sehr einfach eine Versteckperson „verschwinden" zu lassen. Man muss keinen Sichtschutz suchen sondern stellt sie einfach 1 m neben den Weg und weg ist sie :o) Bei den richtigen Windverhältnissen kann man da die tollsten Dinger erleben. So manches Mal ist ein ehrgeiziges und hoch motiviertes Suchteams ungebremst an der Stelle vorbei geschossen, wo ich doch meinte meine VP abgestellt zu haben. Beim Nachleuchten an der gedachten Stelle guckte ich dann in das breit grinsende Gesicht der VP und die sagte dann stets „die sind mir fast auf die Füße getreten".  Die Dunkelheit verschluckt halt alles und dann ein bisschen mehr Wind dazu - wirklich zu komisch.

Unsere Hundeführer werden angehalten im Winter ihre Türöffnungskarten für Geldinstitute bei sich zu haben. Wird man versteckt und hat eine dieser begehrten Karten, darf man evt in einer beheizten Sparkasse oder sonstigen mummelig warmen Bank seine Versteckposition einnehmen. Wenn da mal die Überwachungsbänder gesichtet werden...;o)

Uns liegt viel an dem Wohlergehen unserer Versteckpersonen. Möglichst Windgeschützt und trocken sollte das Versteck sein. Ein absolutes Highlight, wenn es noch beheizt ist.

Altpapiercontainer sind echt super. Papier und Pappe wärmen unglaublich. Das hört sich jetzt nach veralbern an, ist aber Tatsache. Wer bei Minusgraden mal einige Minuten im Freien stand, der krabbelt freiwillig in einen Papiercontainer, wenn er die Chance dazu hat ;o)

Bisschen weniger beliebt sind Streusandkisten. Hölle eng die Dinger und Spinnen wohnen da meist auch. Katrin hat dieses Jahr die erste Kiste eingeweiht. Während ich zum Start zurück eilte hat sie sich noch schnell ihre Passform in die Kiste bebuddelt, damit der Deckel auch zugeht. Natürlich wartet die VP mit geöffnetem Deckel, bis das Suchteam fast da ist. Trotzdem eine gewöhnungsbedürftige Situation. Da hockt man in einer Streusandkiste und ab und an kommt mal ein Passant vorbei. Keiner sagt was aber immerhin grüßen alle zurück ;o)

So sieht das dann aus (das Suchteam müsst Ihr Euch wegdenken):

unscheinbar sieht es aus, wenn das Suchteam naht:

 

Manchmal finde ich beim Ausbringen der Versteckperson aber auch VP-freundliche Spontanverstecke. Neulich erst einen riesigen Pappkarton, gefüllt mit Folien- und Pappresten mitten in einer Ladenzeile in Eutin vor einem Geschäft. Supi! Es war schon Geschäftsschluss und der dazugehörige Ladenbesitzer wollte gerade gehen. Natürlich haben wir ihn gefragt, ob Christine sich mal kurz in den Karton setzen darf. Ich habe gefragt, weil es sich so gehört. Christine hat wohl eher gefragt, weil sie befürchtete in meiner Abwesenheit abtransportiert zu werden ;o) Ein altes Trauma, nur weil der PKW-Anhänger neulich...

Egal, Christine durfte sich in den Karton setzen und sich unter die restlichen Dinge wühlen. (Haben wir eigentlich auch erläutert, warum Christine da rein wollte? ;o)

Jetzt auch egal. Katrin hat jedenfalls mit Floyd gesucht, Diana war Helfer. Floyd ganz zügig mit seiner Gefolgschaft durch die einsamen Geschäftsstraßen von Eutin. Es ist dunkel, es ist kalt, nur vereinzeln sind noch Menschen unterwegs. Floyd überläuft sein Ziel um wenige Meter, bremst abrupt, dreht auf den Hacken um und setzt sich freudig wedelnd neben den Pappkarton.

Katrin: „Floyd, such weiter"

Diana: „Ne, das glaub ich auch nicht"

Floyd rührt sich nicht von der Stelle und scheint mir fast zu grinsen.

Katrin: „Oder doch? Floyd geht nicht weg"

Diana: „Andererseits, zuzutrauen ist es ihr schon"

Menschliche Teammitglieder stehen etwas ratlos herum, Floyd sitzt und freut sich.

Katrin: „Mach doch mal auf, Diana"

Diana: „Ne, ich frag mal lieber"

Diana beugt sich über den Karton und flüstert: „Christine, bist Du da drin?"

- ich kneif mich schon heimlich, weil ich sonst lachen müsste

Keine Antwort aus dem Karton.

Floyd sitzt und freut sich.

Katrin: „Los Diana, fass mal rein"

Diana blickt sich verstohlen um und wühlt dann zaghaft im Karton.

Diana: „Keiner drin"

Katrin: „Floyd, nun ist aber gut, such weiter"

Floyd sitzt und freut sich.

Katrin und Diana: "Sie muss drin sein!" und beide durchforsten den Karton. Unter all dem Material ertasten sie Christine, die vor unterdrücktem Lachen auch schon Tränen in den Augen hat :o)

Alle 4 können wir uns vor Lachen kaum noch auf den Beinen halten. Nur Floyd scheint nicht zu verstehen, was daran denn so witzig ist. Mit Nachdruck erinnert er uns daran, dass er schon eine Ewigkeit neben seiner Zielperson sitzt, sich nicht wegschicken ließ und immer noch keinen Jackpot erhalten hat.

Und so sah es aus, als Christine auftauchte:

 

Wir haben uns dann noch vorgestellt, dass Christine auf Dianas geflüsterte Anfrage „Christine, bist Du da drin?" mit verstellter Stimme geantwortet hätte „Ne, hier ist Horst und nun lass mich in Ruhe"

 

Das Training im Winter ist manchmal ziemlich hart - aber auch oft unglaublich witzig :o)))